Soll das Mastering je nach Musikgenre angepasst werden?
Seit den 2010er Jahren hat sich die sogenannte „Loudness War“ – der Lautstärkekrieg – etabliert und normalisiert, mit der Vorstellung, dass lauter gleich besser sei. Dieser Ansatz hat viele Künstler und Hörer dazu gebracht, ein Mastering vor allem nach der wahrgenommenen Lautstärke zu beurteilen, oft reduziert auf eine einfache Messung in dB LUFS, die den vom menschlichen Ohr empfundenen Pegel angibt.
Dabei darf eine hohe Lautstärke nicht zulasten der Qualität gehen: Zu aggressive oder schlecht dosierte Bearbeitungen können die Dynamik zerstören, die Wirkung mindern und die Klarheit des Tracks beeinträchtigen. Kraft, Weite und „in-your-face“-Präsenz entstehen bereits während der Produktion, werden im Mixing verstärkt und im Mastering finalisiert.
Darüber hinaus beeinflussen die Codes, die Kultur und die Besonderheiten jedes Musikgenres subtil das Endergebnis nach diesem Schritt.
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Mastering Pop
Ein „Radio-ready“ Pop-Titel muss strengen professionellen Standards und hohen industriellen Anforderungen entsprechen. Die Stimme nimmt im Mix in der Regel eine zentrale Rolle ein und wird durch eine kraftvolle, wettbewerbsfähige Lautstärke getragen.
Mastering Electro
Ein Electro-Track (Bass Music, EDM…) ist von Natur aus darauf ausgelegt, von Anfang an extrem laut zu klingen. Diese Intensität verstärkt die Emotion und die tanzbare Energie des Tracks, mit dem Ziel, bei der Wiedergabe in Clubs oder auf Festivals seine volle Wirkung zu entfalten, eingebettet in ein Set weiterer Titel. Diese Power entsteht bereits in der Produktion, durch präzises Sounddesign, einen sorgfältig ausgewählten Kick und gezielte Mixing-Techniken, die die einzigartige Klangidentität dieses Musikstils definieren. Das Mastering perfektioniert diese Arbeit, indem es die Lautstärke subtil verstärkt und den Pegel maximal anhebt, ohne die Qualität zu beeinträchtigen.
Mastering Rock und Metal
Rock und Metal sind von Natur aus kraftvolle Stile, getragen von massiven Elementen: verzerrte Gitarren, treibende Drums, oft kraftvolle oder geschrieene Vocals… Diese Kombination erzeugt von Beginn an einen dichten, reichen und naturgemäß lauten Sound, der bereits vor dem Mastering einen kraftvollen und energiegeladenen Pegel bietet. Das Mastering formt und verfeinert diese rohe Power, bringt Klarheit, Balance und maximale Wirkung für die Veröffentlichung.
Mastering Rap und Hip-Hop
Rap, eines der meistgehörten und am weitesten verbreiteten Genres, entwickelt sich ständig weiter und integriert Einflüsse anderer Stile. Heute orientiert sich der Mainstream-Rap oft an Pop-Codes, mit einem Mastering, das laut und wettbewerbsfähig klingen muss, ohne die Wirkung der rhythmischen Elemente, insbesondere der Drums, zu beeinträchtigen. Dieses Stil, reich an Variationen, kann auch auf ältere Sounds wie Boom Bap zurückgreifen, was eine Mastering-Bearbeitung erfordert, die an die Identität und Absicht jedes Titels oder Projekts angepasst ist.
Mastering verschiedener Musikstile – Zusammenfassung
Unabhängig vom Musikstil zielt das Mastering darauf ab, ein finales, aufmerksames Hörerlebnis zu schaffen, den letzten Schliff zu geben und Künstlern oder Labels ein Projekt zu liefern, das professionell veröffentlicht werden kann. Obwohl die Bearbeitungen subtiler sind als beim Mixing, ermöglicht ein gutes Verständnis der Codes und Besonderheiten jedes Genres die Anpassung technischer Entscheidungen, um ein optimales, kohärentes und der künstlerischen Absicht entsprechendes Ergebnis zu erzielen.
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